Üben, um im Ernstfall zu bestehen

Leistungsschau | Hunderte von ehrenamtlichen Helfern des Technischen Hilfswerks Oberfranken zeigten in Bayreuth, wie sie bei Katastrophen schnell und wirkungsvoll zum Einsatz kommen. „Unverzichtbarer Partner.“

 

Neun THW-Ortsverbände aus Oberfranken und der Oberpfalz stellten beim Leistungswettkampf ihr Können unter Beweis.

Bayreuth – Der Katastrophenschutz in Oberfranken funktioniert bestens. Davon konnte sich am Wochenende beim Leistungsvergleich des Technischen Hilfswerks (THW) auf dem Volksfestplatz in Bayreuth jeder Interessierte ein Bild machen. Sieger dieses ersten Wettkampfs auf Bezirksebene seit 17 Jahren wurde der THW-Ortsverband Kronach vor den Verbänden aus Kulmbach und Selb.

Die lange Wettkampfpause hat damit zu tun, dass die Hilfsorganisation Mitte der Neunziger Jahre zur Bundesanstalt Technisches Hilfswerk umstrukturiert wurde und man die Bergungs- und Instandsetzungszüge auflöste, erläuterte Dieter Stern vom Geschäftsführerbereich Hof, zu dem neben dem Regierungsbezirk Oberfranken auch die nördliche Oberpfalz gehört. Damit erklärt sich auch die Teilnahme des Ortsverbandes Weiden neben den Verbänden aus Bayreuth, Hof, Kulmbach, Kronach, Marktredwitz, Naila, Pegnitz und Selb an der Großveranstaltung mit mehreren Hundert Aktiven.

Ziel des Wettkampfes war es für jeden der beteiligten technischen Züge, binnen zweier Stunden zehn verschiedene Aufgaben zu lösen und damit den Ernstfall zu simulieren. So mussten die Teilnehmer beispielsweise ein Wasserreservoir mittels bereitgestellter Sandsäcke errichten, eine Rohrleitung über den Platz verlegen, eine Wasserrinne aus Rundhölzern bauen, Notstromaggregate in Betrieb nehmen und Beleuchtungsstative aufbauen. Letztlich zählte bei all diesen Aufgaben, die sämtliche Teilnehmer erst kurz zuvor erfahren hatten, nicht nur die Zeit, sondern vor allem auch die Qualität der geleisteten Arbeit.

THW-Präsident Albrecht Broemme (links) und der Bayreuther Bundestagsabgeordneter Hartmut Koschyk

„Wir wollen vor allem die Bevölkerung auf die Faszination des Helfens aufmerksam machen“, erklärte Geschäftsführer Stern, der gleichzeitig aber auch bedauern musste, dass relativ wenig Zuschauer auf den Volksfestplatz gekommen waren. Stern nannte den Wettkampf eine sinnvolle Vorbereitung auf reale Ereignisse, bei dem gleichzeitig die Teamfähigkeit erprobt und das Ehrenamt öffentlich herausgestellt wird.

Sämtliche Teilnehmer stellten ihre Freizeit in den Dienst der Gemeinschaft, sagte Schirmherr und Oberbürgermeister Michael Hohl. Er hoffe, dass die Tätigkeit des THW auf das Üben beschränkt und die Region von Großschadensereignissen verschont bleibe. Dennoch sei der THW auch im Alltag ein unverzichtbarer Partner, betonte der oberfränkische Polizeipräsident Gerhard Bauer. Bereits jetzt fänden von 30 THW-Einsätzen 23 auf den oberfränkischen Autobahnen, etwa bei der Stauabsicherung, beim Auf- und Ableiten des Verkehrs, beim Aufbau von Sonderbeschilderungen oder beim Ausleuchten von Unfall- und Gefahrenstellen statt. Auch bei anderen Großveranstaltungen wie der Kulmbacher Motorradsternfahrt oder bei Radrennen sei das THW immer mit im Einsatz.

Es sei längst keine Selbstverständlichkeit mehr, Tag und Nacht sowie an Sonn- oder Feiertagen seine Arbeitskraft in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen, so der parlamentarische CSU-Landesgruppenchef und Bayreuther Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. Der Leistungswettkampf zeige, dass sich die Bevölkerung eines leistungsfähigen und engagierten THW sicher sein könne und dass für den Fall der Fälle Vorsorge getroffen sei. An die Justiz appellierte Koschyk, mehr Bußgelder dem THW zukommen zu lassen. Wenn ein Autofahrer schon zu schnell gefahren sei, dann gebe es nichts Schöneres, als das Bußgeld dem THW zur Verfügung zu stellen.

 

Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs

Frankenpost, 16. Juni 2008