THW probt Katastrophe in Selb

Unwetter und Erdbeben suchen Selb heim. So ist jedenfalls das Szenario einer Großübung des Technischen Hilfswerks. 750 Helfer aus dem ganzen Freistaat bereiten sich auf den Tag X vor.

Selb - Ein Bild des Schreckens hat sich den Einsatzkräften des Technischen Hilfswerkes (THW) am Samstag in Selb geboten: Eingestürzte Mauern, verschüttete Menschen, kaum passierbare Straßen und Wege. Tags zuvor war die Stadt Selb von einem schweren Unwetter getroffen worden. Gleichzeitig erschütterte ein Erdbeben in bis dahin nicht gekannter Stärke die Region. Das war das Einsatzszenario, das das THW Bayern für seine Großübung "Blauer Löwe 2014" ausgearbeitet hatte.

Wie nahe die Verantwortlichen der Realität kommen würden, konnte niemand voraussehen. Doch das Unwetter ließ am Samstag nicht lange auf sich warten und auch die Erde bebte am Nachmittag einmal spürbar.

Hauptübungsort war das Gebiet um die ehemalige Hutschenreuther-Fabrik. Die Vorgabe: Zahlreiche Gebäude sind zerstört und es muss von einer großen Anzahl von Vermissten, Verletzten und Toten ausgegangen werden, denn die Katastrophe ereignete sich an einem normalen Arbeitstag. Weiter wurde angenommen, dass weder die Treppenhäuser begehbar sind, noch Drehleitern zu den Gebäude gebracht werden können. "Wir haben hier einen weit an den Ernstfall kommenden Gebäudezustand", sagte Rüdiger Maetzig, Geschäftsführer des THW Hof, mit Blick auf die ehemalige Porzellanfabrik, die gerade abgerissen wird. "Die Fabrik bietet sehr gute Möglichkeiten, die Aufgaben der Fachgruppe ,Räumen' darzustellen", so Maetzig. Am Samstag waren Hunderte Fachleute damit beschäftigt, Wege zu räumen und verschüttete Keller freizulegen. Die Feuerwehr Hof hatte eine Dekontaminationsstrecke aufgebaut, da auch mit einer Chemikalien-Belastung gerechnet wurde.

Während mit Radladern und Baumaschinen der Schutt weggeräumt wurde, drangen andere Helfer, zum Teil mit Atemschutzgeräten, in das Gebäudeinnere vor. In einem Tunnelofen simulierte das THW die Bergung einer verletzten und verschütteten Person. Eine Puppe war unter einer Betonplatte gefangen und musste befreit werden. Zugute kam den Rettern, dass sie nicht mit Samthandschuhen zu Werke gehen mussten. Rüdiger Maetzig: "Wir müssen uns zwar vorher überlegen, was wir anstellen, aber Decken- und Wanddurchbrüche sind hier kein Problem."

Insgesamt waren 65 bayerische THW-Ortsverbände mit 750 Helfern dabei. Nicht alle jedoch waren direkt an der Hutschenreuther-Fabrik eingesetzt. Auf dem Gelände der Firma Netzsch hatte das THW den Logistikstützpunkt aufgebaut. "Was auch immer gebraucht wird, die Logistikeinheit muss sich darum kümmern", sagte Rüdiger Maetzig. Sogar eine Lkw-Hebeanlage war aufgebaut worden, um im Fall des Falles Reparaturen an den Fahrzeugen durchführen zu können. Und nicht zuletzt war in einer Fabrikhalle die Küche des THW untergebracht. Denn 750 hungrige und durchnässte Helfer wollten auch versorgt sein.

 

Frankenpost, 25. Mai 2014

Text und Foto: Gerd Pöhlmann